Meinen Berechnungen zufolge müsste es sich um einen Samstag handeln.
Oder so.

Langsam wird die Jeans an den Oberschenkeln eng. 4 Desserts pro Abend 2 Stunden Workout pro Tag hinterlassen ihre Spuren. Kaiderschmarrn, Germknödel, Palatschinken, Pflaumentaschen Schwimmen, Crosstrainer, Laufband, Ping-Pong, Step, Aerobic und Stockschiessen - das ganze Programm. Irgendwie muss man die Zeit schliesslich rumkriegen.
Während draussen die Welt untergeht.

Die Brut rutscht derweil Stunden um Stunden die Kinderspassbadrutsche hinab. Geschätzte 378 km haben die Badehosen inzwischen hinter sich und zeigen deutliche Zeichen von Materialermüdung. Wie auch die Stirn des Kindes n°1, hat sie doch gegen eine die Rutsche in verkehrter Richtung hochsteigende Holländerin verloren. Die Holländerin im Anschluss dann gegen Larousse.
Des Kindes Feind ist auch meiner.

Sonntag.
Geschätzte Aussentemperaturr: 4°C
Larousse steht ratlos vor dem Kleiderschrank und stellt fest, dass sie für dieses Wetter aber auch wirklich rein gar nichts zum Anziehen hat. Davon allerdings einen ganzen Schrank voll. Ausser vielleicht, sie zieht alles auf einmal an.

Die Tischnachbarn haben sich inzwischen als recht nett, jedoch trockener als trocken erwiesen, brut de brut quasi, was sich unvorteilhafterweise nicht auf ihren Humor bezieht. Wobei Madame wohl gerne öfter lachen würde. Wenn Monsieur sie liesse. Larousse, normale mitteleuropäische Emanzipation lebend, zieht sich mal wieder den Zorn eines fremden Mannes zu, gute Gewohnheiten sollte frau nicht aufgeben, also schnattert sie unbedarft vor sich hin von bügelnden, kochenden und einkaufenden Männern als sei dies etwas völlig Normales. Was es ja wohl auch ist. Madame steht der Mund offen und Monsieur lächelt mich säuerlich an. Soll er. Mir egal.

Die Brut beginnt, eine Art Schwimmmembran zwischen Zehen und Fingern zu entwickeln. Ein Rückschritt der Evolution. Sollten sich Kiemen hinzugesellen, werde ich wohl den Besuch eines Arztes in Erwägung ziehen müssen. Fragt sich nur ob Pediater oder doch besser gleich einen Veterinär.

Um jedem Familienmitglied - und auch jenen ohne, die zweifellos einfacher zufriedenzustellen sind - gerecht zu werden, wird ein Aktionsplan aufgestellt. Jeder muss an dem ihm zugedachten Tag mindestens 1 Gemeinschaftsaktivität vorschlagen. Kind n°2 proposiert sogleich ganztägiges Chips-Essen. MEIN Kind eben. Kind n°1 hat seinen grossen Tag bereits hinter sich. Mit Familienkickerturnier. Dem armen Kind wurde die Mutter zur Seite gestellt - Los ist Los - und hat es verloren. Also, wir.
Und jetzt muss ich nicht nur Herr Larousse sondern auch noch seinen Sohn beseelsorgen. Hoffentlich darf ich bald wieder arbeiten...

Larousse kann z.Z. zwar posten - mit dem Kommentieren der Kommentare sieht es aber aufgrund des herrschenden Urlaubsstresses etwas dürtig aus... Ich bitte um Nachsicht!

Krise im Hause Larousse. Auch das kommt vor. Unpraktischerweise pünktlich zum Urlaub.
Man kann es sich halt nicht immer aussuchen.
Kopf läuft zwecks Krisenbewältigung auf Hochtouren. Bauch leider ziemlich destruktiv parallel. Es wäre von Vorteil, wenn Larousse Herrin Ihres Bauches wäre.
Suche aber noch immer den Knopf, mit dem dieser sich ausschalten lässt.
Bisher vergeblich.

Ponyquälerei ist angesagt, Kind n°2 will reiten.
Na gut.
Aber vorher gönnt Larousse sich noch Pediküre und Fussmassage - wofür ist man schliesslich im Urlaub?!
Dummerweise ist die Fussmassage so gut, dass die Autorin während derselben ins Reich der Träume abdriftet, selbst dann noch, als die nicht wirklich zu beneidende Kosmetiktantedame sich lauthals räuspernd den finalen Nagellack auf die larouss'schen Zehen aufzutragen versucht - ein ziemlich hoffnungsloses Unterfangen, angesichts der präsomnialen Zuckungen meiner Beine. Obendrein scheint die Massage den Verdauungstrakt aktiviert zu haben. Mein Magen grummelt und raunzt und blubbert, das krieg ich selbst im Halbschlaf peinlich berührt mit. Ich entschuldige mich bei der Lacköse. Und werde aufgeklärt, dass es das Gewitter draussen ist, was grummelt... Nach 30 Zusatzminuten zwecks Entfernen des durch das Zucken entstandenen Lackfiaskos auf der zehenumliegenden Haut werde ich wieder in die böse Welt entlassen. Und muss das ganze Hotel barfuss durchqueren. Oder wollen Sie vielleicht ein Sockenmuster auf den frisch lackierten Nägeln?

Manchmal fällt einem ein Stern in die Hände, plötzlich und unerwartet, und leuchtet einen an, erfüllt die Seele und streichelt den Körper. Man blickt ungläubig auf ihn hinab, möchte ihn liebhaben und liebkosen, dem Himmel danken und ihn in ein Schatzkästchen legen, in dem er es gut hat und nie wieder fort will. Schade, dass man Sterne nicht behalten kann.

Oder doch?

Hinausgezögerte Entscheidungen machen die Entscheidung als solche nicht einfacher. Ebensowenig erzwungene. Und es ist von Vorteil zu wissen, was genau man eigentlich will...

Gutes Timing ist eine äusserst diffizile Angelegenheit. Manchmal geht es nur um Sekunden. Manchmal um Jahre. Gäbe es einen Schlechtes-Timing-Award - Larousse hätte ihn verdient.

Herr Larousse hat die Familie zum Rafting angemeldet. Abfahrt 8h30. Eine im Urlaub eigentlich nicht existierende Zeit. Die Nacht ist zudem vollmondhalber noch kürzer als sie eh schon gewesen wäre.
Frühstück. Larousse entscheidet sich für einen belebenden Disko-Saft (Maschine blinkt bei Saftausschank hektisch mit Schwarzlichtpunkten...) sowie ein völlig geschmacksneutrales ultragesundes Müsli. Schliesslich ist körperlicher Einsatz angesagt.
2 Stunden später.
Larousse sitzt mit sexy-as-hell gelben Pisspott Rafting-Helm und 3 anderen Familien in einem Boot, wobei die dritte Familie aus nicht wirklich logisch zusammenfügbaren aber doch recht netten Polen besteht, die den Altersdurchschnitt im Boot um ca. 45 Jahre heben. Kampf gegen die Naturgewalt ist angesagt. Tobendes, reissendes, wildes Wasser.
Naja, Naturgewalt, freigegeben ab 6 und wenn ich mir die Polen so ansehe bis ca. 84.
Nach 1 Stunde und geschätzten 8000 verbrauchten Kalorien - ausser Herrn Larousse und mir zeigt niemand wirklich körperlichen Einsatz und ich danke dem Müsligott für mein Frühstück - erreicht das Kampfboot eine Suicide-Stürz Dich in den Abgrund-Brücke. Toll. Larousse zittert. Höhenangst. Schon immer. Kind°2 hatte schon vor der Abfahrt kundgetan, dass es springen würde. Und Larousse springt mit.
Was hab ich schon noch zu verlieren.

Larousse läuft halbnackt durch das Hotelzimmer auf der Suche nach etwas kleidsamen.
Kind n°1: "Weisst Du was, Mama? Du hast eine ganz normale Starfigur"
Nettes Kind.

Ankunft
821 km trennen mich vom Ausgangspunkt Luxembourg. Befreiende 821 km. Von mir aus könnten es auch ein paar mehr sein.
Erstes Abendessen. Wir werden an unseren - ausdrücklich für die gesamte Dauer des Aufenthaltes für uns reservierten - Tisch geführt. Und von der bereits an diesemn Grosstisch sitzenden Familie mit den Worten begrüsst "Ah - Dir sidd och Lêtzebuerger, gell?
Oh! NO!
Nun gut - da Gewalt auch keine in Anwesenheit der Brut anwendbare Lösung ist, beugen wir uns unserem Schicksal. Und stellen innerhalb der ersten 15 Minuten fest, dass wir bis vor 5 Jahren in der gleichen Strasse wohnten. Mit den gleichen Menschen dort verkehrten. Und bereits eine gemeinsamen Kindergeburtstag hinter uns haben. Beeindruckende Personen. Ich kann mich Null an sie erinnern...
Manchmal entkommt man eben nicht.

ab heute



tote Hose.

Nein, nicht für immer, aber doch für mindestens für 2 Wochen, wenn nicht sogar 3, in denen ich Österreich erobern und mir den Bauch mit den fantastischen Mehlspeisen vor Ort vollschlagen will! Und nein, diesmal habe ich nichts vorbereitet - sorry...

Kärnten - ich KOMME!!

Herr Orinoko bat mich auf direkte charmante Art und Weise, einen höchst grüblerischen Text aus der Feder des Monsieur Banger zu lesen.
It was a really tricky thing to do pleasure for me, Monsieur!

Die Brut wird von den larousse'schen Erzeugern in "Starlight Express" geschleppt.
Kind n°2: "Boh, Mama, wir hatten voll Glück - die konnten alle total gut singen und Rollschuh laufen!!"

dass man manchmal den Spiegel vorgehalten bekommt - man sieht hinein, blickt irritiert, erkennt sich plötzlich, lacht sich tot über das, was man grade veranstaltet, und gut is (o;

einem zuviel Gedanken im Kopf kreisen und kreisen und kreisen, kommt es vor, dass man in dem Gewusel einfach den Anfang nicht mehr findet.
Um den Gedanken Herr zu werden. Oder Frau.
Kommt dazu noch eine Überlastung an weltlichen Ereignissen, kann das ein Gefühl des grösstmöglich anzunehmenden Hirnchaos verursachen.
Gefühltes Vakuum.
Man sollte es füllen.
Mit Glück.
Tropfen für Tropfen.